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Travelblog für 23.09.2016

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Heute lasse ich mir die Zahnradbahn nicht entgehen und um Viertel vor zehn bin ich am Col de Saint Ignace. Parkplatz ist kein Problem und das Timing passt: Kurz nach zehn ruckelt die Bahn hoch - ich habe mich für die halbfaule Variante entschieden: nur die Bergfahrt. Es ist eine elektrifizierte Zahnradbahn, die seit 1924 in Betrieb ist und bei der die Lok immer talseitig ist.

La Rhune, Zahnradbahn
La Rhune, Zahnradbahn

Die zwei Waggons pro Zug sind offen und für jede Sitzreihe steigt man separat ein. Die Türchen werden auch gewissenhaft von Bahnmitarbeitern verschlossen und verriegelt, damit man unterwegs nicht verlorengeht. In der Mitte der Strecke gibt es eine Ausweiche, wo Züge der beiden Richtungen aneinander vorbei kommen. Ich saß ganz rechts außen, was mir in der Mitte als Fehlentscheidung vorkam, weil der Pyrenäenblick auf der anderen Seite war, aber im obersten Teil hatte ich ein ungetrübtes Panorama zur See von Spanien bis in die Landes - doch nicht so verkehrt. Und man hat Zeit zu kucken, die vier Kilometer lange Strecke dauert etwa eine halbe Stunde, der Zug ist also mit weniger als zehn Stundenkilometern unterwegs.

La Rhune, Pyrenäenblick vom Gipfel
La Rhune, Pyrenäenblick vom Gipfel

Auf dem Gipfel war es erwartungsgemäß recht belebt, aber auch genügend Platz, daher bleibe ich eine halbe Stunde dort, fotografiere ein paar Panoramen und normale Bilder, bevor ich mich dann orientiere, wie der Weg runter verläuft. Um elf etwa gehe ich los und muss anerkennen, dass es trotz der nur neunhundert Meter Meereshöhe hier ziemlich alpin ist. Der Abstieg ist nicht schwer, aber auch nicht ohne, die Strecke ist eine richtige kleine Bergtour. Leider sind oft Abkürzungen und Parallelwege ausgetreten, auch wenn das Wegenetz hier an sich schon recht eng ist. Das ist aber nicht verwunderlich angesichts der vielen Wanderer. Es ist zwar nur ein Bruchteil der Fahrgäste, aber es gibt auch noch richtige Wanderer, die rauf und runter laufen. Interessanterweise haben sie hier Pferde, die weiden, sogar mit Kuhglocken, Kühe sehe ich erst bei der Hälfte des Weges. Es gibt auch niedrigere Nebengipfel, einen nimmt der Weg fast mit, nachdem ich ein kleines bisschen auch auf dem GR10 gelaufen bin, dem Weitwanderweg durch die französischen Pyrenäen vom Mittelmeer an den Atlantik. Ein anderer Nebengipfel hat quasi ein kleines Hochplateau, aber diese Gipfel sind beide sind schon unter siebenhundert Höhenmetern. Ich mache eine ausgiebige Brotzeitpause bei etwa fünfhundert Höhenmetern, wo ich immer noch einen beeindruckenden Panoramablick von der spanischen Grenze bis in die Landes habe. Und auch hier ist es noch irgendwie alpin.

La Rhune, Brotzeitpanorama
La Rhune, Brotzeitpanorama

Ich bin schon froh, dass es heute meistens eher bewölkt ist, denn sonst würde fast die ganze Zeit die Sonne herunterbrennen und auf der Route gibt es kaum Schatten. Nach der Pause steige ich noch endgültig ab bis zur Passhöhe und der Talstation, wo ich nach zweieinhalb Stunden auch ankomme. Bis ich mich sortiert habe, ist es Viertel vor zwei und dann fahre ich zu der Grotte de Sare.

Grotte de Sare, Eingang
Grotte de Sare, Eingang

Die Höhle soll heute auch dran glauben. Ich bin um kurz nach zwei dort und um Viertel nach zwei geht die nächste Führung los, auf französisch versteht sich. Aber es gibt ein Infoblatt auf Deutsch. Als es losgehen soll, bin ich erst einmal etwas verwundert, denn erst sieht es so aus, als wäre ich der einzige Teilnehmer. Die Führerin parkt mich zunächst in der obligatorischen Videoshow. Da kommen noch zwei Pärchen dazu, wir sind immerhin zu fünft. Die Show ist nach ein paar Minuten vorbei und es geht los. Am recht großen Höhleneingang macht die Führerin unmissverständlich klar, dass Fotografieren verboten ist. Bei dieser kleinen Gruppe habe ich nicht einmal die Chance, heimlich ein paar Bilder zu machen. Die Höhle ist hübsch, aber ohne beeindruckende Tropfsteine, nur ein paar durchaus interessante Strukturen an den Wänden, die aber praktisch alle schon tot sind. Über dem Eingang hängen ein paar sehr tote Stalaktitenreste. Doch die Formen, die der frühere unterirdische Fluss herausgewaschen hat, sind sehr schön. Beeindruckend deutlich ist an einer Stelle die Muschelkalkformation, wo die einzelnen Mollusken sehr deutlich sichtbar sind. Die Präsentation ist aber ein wenig unentschieden: Die Führerin darf immer etwas erzählen, Fragen hat in der Gruppe ohnehin keiner und dann kommt ein Text vom Band mit dazu choreographierter dezenter Lightshow, am Ende der Tour sogar mit ein paar Projektionen. Dann darf die Führerin wieder etwas sagen. Das hinterlässt einen etwas gespaltenen Eindruck, ebenso wie die Freude über die kleine Gruppe im Gegensatz zum daher nicht zu umgehenden Fotografierverbot. Auch die wiederholte Betonung der prähistorischen Nutzung der Höhle, obwohl die Belege dafür nur wenige sind, scheint ein wenig dem Marketingkonzept geschuldet. Das geht sogar nach der Höhlentour noch weiter, da direkt nach dem Ausgang ein kleiner Park mit prähistorischen Gräberstrukturen einschließlich Erläuterungen folgt. Dennoch insgesamt ein schöner, unterhaltsamer Besuch.

Danach geht es wieder zurück nach Biarritz ins Hotel, denn es wird langsam Zeit, dass ich überlege und plane, was ich machen will, wenn ich Biarritz verlasse. Und natürlich steht auch noch Essen gehen an. Es wird ein Gazpacho, ein französischer (oder baskischer?) Schweinebraten - es war die Empfehlung des Tages und das habe ich so genau nicht verstanden - und eine Panna Cotta, wahrlich eine internationale Auswahl, passend zu Biarritz.


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