Nicht gleich nach Hause

Travelblog für Dienstag, 26.04.2022

Zum vorigen Tag


Nach halb sieben schäle ich mich langsam aus dem Bett, denn ich denke, es ist genug Zeit. Ich dusche und fange an, mein Gepäck fertig zur Abreise zu machen. Gegen halb sieben gehe ich frühstücken und werde gefragt, ob ich den Tisch mit anderen Gästen teilen würde. Wenn es denn sein muss. An meinem Tisch sitzen zwei Männer, die beruflich unterwegs sind und ganz OK erscheinen. Nur versinken beide in einem kurzen stillen Gebet, nachdem sie sich einen guten Appetit gewünscht haben. Wie sie meinen. Ich ziehe mein Frühstück durch. Ich will heute sowieso etwas weniger frühstücken, erwartet mich doch noch eine Brotzeit bei meinem alten Schulfreund. Ich lasse Rührei und Bacon weg. Ich bin vor acht wieder am Zimmer, packe ganz fertig und mache meine Prüfrunde durchs Zimmer. Ich bringe mein Gepäck in zwei Touren mit dem Lift ins Auto und gehe auschecken. Es ist trocken und die Sonne versucht, durch die Wolkendecke zu spitzen.

Veste Coburg: Ansicht von der Auffahrt aus
Veste Coburg: Ansicht von der Auffahrt aus

Ich fahre kurz vor halb neun los, durch den Ort, um die Baustellenampel zu vermeiden. Es geht die vertraute Landstraße nach Zella-Mehlis runter, die ist völlig frei und ich fahre auf die Autobahn. Als ich nach Suhl aus den Tunneln rauskomme, fängt es an zu tröpfeln. Der Verkehr ist entspannt, aber als ich bei Coburg von der Autobahn runterfahre, regnet es. Meine Streckenplanung zur Veste gebe ich auf, als ich der Beschilderung folge, die einen aber in weitem Bogen über die Vorort-Dörfer von Coburg von hinten hoch leitet. Immerhin gibt es einen leeren Parkplatz direkt am Weg zum Eingang. Schon das Parkticket hole ich nur mit Schirm, der Regen nervt. Ich gehe die Auffahrt hoch und rein zur Kasse, wo ich gleich wieder weggeschickt werde. Die Computerkasse streikt gerade und sie haben ein "Sanitärproblem", weswegen ich über den Burghof auf die öffentliche Toilette gehen soll. Wieder zurück will die Kasse auch wieder und ich darf rein. Ich muss meinen Schirm da lassen, hoffe, ihn später nicht zu vergessen. Ich gehe erst durch einen Teil einer Ausstellung zu zeitgenössischer Glaskunst, was ein netter, entspannter Einstieg ist.

Veste Coburg: Fensternische im Lutherzimmer
Veste Coburg: Fensternische im Lutherzimmer

Das Museum ist wirklich riesig, belegt gefühlt fast die gesamte Veste und man wird auf einem verschlungenen Pfad über einen Rundgang durchgeführt. Es umfasst das historische Fürstenhaus mit repräsentativen Räumen und historischen Gebrauchsgegenständen, später dann noch das Lutherzimmer, aber auch eine respektable kleine Gemäldegalerie mit einigen bemerkenswerten Cranachs und Holbeins, eine historische Glassammlung, eine riesige Waffensammlung einschließlich historischer Harnische, historische Kutschen und Schlitten sowie durchaus noch allerlei "Kleinzeug". Am Ende ist noch ein Teil der Ausstellung zu zeitgenössischer Glaskunst.

Veste Coburg: Kanonen über dem Tor
Veste Coburg: Kanonen über dem Tor

Daneben ist auf einem halboffenen Bereich auf der Mauer noch eine Sammlung von Kanonen, wie alles sehr gut aufbereitet. Da habe ich mich verschätzt, dass ich hier um elf locker fertig bin. Ich hatte ja keine Ahnung, weil ich noch nie hier war, und das obwohl ich früher viel in Lichtenfels ganz in der Nähe war. Man bekommt übrigens einen Regenschirm vom Museum gestellt, um bei diesem Wetter vom Ausgang des Rundganges über den Burghof zurück zur Kasse zu kommen, wo ich ja meinen eigenen Schirm abholen will. Eigentlich bin ich erst danach bei den Kanonen. Am Weg zurück zum Parkplatz mache ich das letzte Foto des Urlaubs: Einen Regenwurm, wie er sich über das Pflaster der Auffahrt windet.

Veste Coburg: Fürstenhaus und Burghof
Veste Coburg: Fürstenhaus und Burghof

Es ist kurz vor halb zwölf, als ich losfahre. Ich habe mir eine neue, optimierte Route über die Dörfer zurück zur Autobahn rausgesucht. Diese klappt auch wunderbar, auch wenn ich teils eher kleine Straßen nehme. Im Regen sehe ich wieder einmal, wie unbedacht und technisch-handwerklich schlecht heutzutage viele Auto fahren. Viel zu schnell im Regen mit der Gischt, entkoppelt von den Bedingungen, unaufmerksam und eingelullt von Assistenzsystemen, ohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer. Ich klinge wie einer, der von der guten alten Zeit schwärmt. Von der Fahrtdauer sollte ich selbst dennoch genau im ausgemachten Zeitfenster in Lenting ankommen. Und trotz gelegentlicher Baustellen, Dauerregen und um Nürnberg herum ordentlich Verkehr tritt mein Zeitplan sehr genau ein. Ich bin kurz nach halb zwei vor Ort.

Ich werde schon erwartet und wir machen Brotzeit, trinken Rooiboostee und reden über Gott und die Welt. Im Lauf der Zeit kommen Sohn, Frau und Tochter heim und zeitweise nehmen der Sohn sowie die Gattin rege am Gespräch teil. Ein schöner und anregender Nachmittag, der ein guter Abschluss für meine Reise ist. Um Viertel nach vier fahre ich weiter, da mein Freund später noch einen Vortrag halten muss. Ich mache mich direkt auf den Weg heim nach München, und auch wenn es jetzt trocken ist, sind gerade auf der A9 wie meist so viele rücksichtslose Fahrer unterwegs. Davon bin ich aber nicht beunruhigt, nur etwas genervt, komme ich doch gut durch. Bloß nach der Autobahn in München über die Isarbrücke läuft es zäh. Ich tanke noch das Auto voll und bin dann zehn vor halb sechs daheim. Auch hier wird auf zweimal ausgeladen, dazwischen eine Kleinigkeit als Abendessen eingekauft und dann bin ich endgültig zurück daheim angekommen.


Zum Fazit

Zur Übersicht