Heute kann ich mir Zeit lassen, denn ich habe nur Restposten auf dem Programm. So fahre ich um halb neun los zum Rio Grande Nature Center und dem Rio Grande Valley State Park, was mitten in der Stadt am Rio Grande liegt. Ersteres ist vor allem ein Tierbeobachtungsareal und letzteres ein Stück natürlicher Bosque Rio Grande Uferwald. Während auf weite Strecken des Flusses eine invasive Art den ursprünglichen Bewuchs verdrängt, wurde sie hier zurückgedrängt. Daher hat es hier einen Wald aus Cottonwood-Bäumen, die viel Wasser brauchen, das sie durch regelmäßige Überschwemmungen des Uferbereichs bekommen. Direkt am Wasser sind Weiden und etwas Schilf, was in Ufernähe teils richtig urwaldartiger Auwald wird, sehr schön.
Das will ich genießen und gehe zuerst den River Loop Trail und dann auf den Bosque Loop Trail. Ich schlappe so gemütlich vor mich hin und gehe ein paarmal an den Fluss, einmal steige ich mit den Füßen hinein - er ist angenehm frisch und fließt doch ganz schön flott. Mit wieder trockenen Füßen gehe ich zu einer schattigen Bank, die ich ganz in der Nähe gesehen habe und lese meinen Camus fertig, den ich auf dem Herflug schon angefangen habe.
Währenddessen ist nicht viel los. Ein paar Spaziergänger mit ihren Hunden, noch weniger ohne, zwei Radfahrer und eine Kindergruppe sind außer Eidechsen alles, was an dieser Bank vorbeikommt. Selbst danach fällt es mir schwer, mich von diesem lauschigen Fleckchen loszureißen. Es ist schon nach Mittag und ich spaziere noch ein ganzes Stück durch den Bosque. Außerdem sehe ich mir kurz das Visitor Center mit der Lounge an, von der man in Sesseln, klimatisiert durch eine breite Glaswand Wildlife Viewing de luxe bekommt. Ich bin dann doch lieber draußen und sehe mir bei den Futterstellen die andockenden Kolibris ohne Glas dazwischen an. Oder die Libellen am Teich.
Es ist Viertel nach eins, als ich weiter fahre, jetzt zum Museum of Natural History and Science an Rande von Old Town. Das hatte genau am Dienstag zu - heute nicht. Ich bin sehr erfreut, dass es quasi ein Anti-Kreationismus-Museum ist, das wirklich beim Urknall und der Entstehung der Erde anfängt, um zur Entstehung und Entwicklung des Lebens zu kommen. Das ist auch recht schlüssig und korrekt, wenn auch hin und wieder etwas vereinfacht dargestellt. Aber es fängt wirklich am Anfang an und bietet eine schlüssige Abfolge der Entwicklung. Der größte Schwerpunkt sind freilich die Dinosaurier und die zugehörigen Funde in New Mexico.
Aber da hört es nicht auf, sondern geht über deren Aussterben und die Eiszeit bis heute, wo es auf Klimawandel eingeht. Zudem werden die Themen Vulkane und Erdbeben sowie die reale Weltraumforschung aufgegriffen. Bei letzterem zeigen sie auch Fotos von den NASA-Missionen, wobei besonders die teils schon etwas älteren Bilder der äußeren Planeten beeindruckend sind. Am Schluss wäre da noch eine kleine Ausstellung zu Mineralien und Opalen, wenn ich die nicht schon direkt nach dem Hereinkommen angesehen hätte. Ich verbringe etwa zwei Stunden in diesem wirklich kurzweiligen Museum. Damit ist mein Urlaubsprogramm zu Ende.
Jetzt gilt es nur noch, die Rück reise vorzubereiten und zu managen. Erst einmal brauche ich noch Getränke und ein paar Snacks bis zur Abreise. Dann wird der Mietwagen für die Abgabe betankt. Damit bin ich nach vier am Motel, wo ich das Auto ausräume und meine Sachen organisiere, so dass ich schon mal packen kann, was möglich ist. Außerdem mache ich den Online-Check-In und lasse mir im Office die Bordkarten ausdrucken. Ich werde versuchen müssen, morgen am Flughafen einen besseren Platz für den Heimflug von L.A. zu bekommen. Die Auswahl war noch nicht freigeschaltet und ich denke, auf der Bordkarte steht ein furchtbarer Platz ganz in der Mitte.
Gegen sieben mache ich mich zu Fuss auf in die Pizzeria am Rande von Old Town, die ich mir für den Abschlussabend ausgesucht habe. Es ist ein Fast-Food-mäßig organisierter Pizza Parlor: Man bestellt und bezahlt an der Theke, nimmt sein Getränk gleich mit, dann wird einem die Pizza an den Tisch gebracht, wenn sie fertig ist, basierend auf der Nummer auf dem Aufsteller, den man bekommen hat. Die Pizza ist lecker, aber schon die kleine mit 12 Zoll, also gut 30cm Durchmesser ist für mich recht viel. Zur Verdauung drehe ich danach eine kleine Runde um die Plaza und bin dann doch um acht wieder im Motel, noch ein bisschen packen.