Das Motel war wirklich eine gute Wahl: In einem hübschen Raum auf der anderen Seite der Einfahrt wie das Office gibt es ein nettes kleines Frühstück mit Kaffee aus einem großen Vollautomaten, Orangensaft, einem kleinen Gebäckteilchen, einem Joghurt und einem Müsliriegel. Das ist auch sehr hübsch aufgebaut in einem Raum mit ein paar Tischen und großen Fenstern. Ich nehme das Frühstück trotzdem mit aufs Zimmer. Schnell der Checkout und schon geht's los, aber nach 200m lege ich einen ersten Stopp bei einer Pharmacy ein. Ich will mich ein wenig ausrüsten, da ich einige Dinge absichtlich daheim gelassen habe und ausserdem will ich die Preise sehen. Früher konnte man beispielsweise Rasierklingen günstig kaufen, um die übrigen mit zurück zu nehmen. Genauso sind beispielsweise Erkältungs- und Schmerzmittel hier viel leichter zu bekommen, aber die Preise sind allgemein kein Anreiz mehr wie früher. Ausserdem hat sich da auch in Deutschland viel getan seit den Neunzigern. Ich schaue gleich weiter zu Walmart, um Wasser, Softdrinks und Brotzeit zu kaufen: Äpfel und Müsliriegel. Dann geht es endlich richtig los, einmal quer durch die Stadt und auf die CA-29 Richtung Calistoga. Das ist zunächst etwas fad, aber je weiter ich komme, desto hübscher wird die Gegend und die Strasse wird auch weniger langweilig. In Calistoga bin ich kurz auf der Suche nach der richtigen Abzweigung, denn ich habe mir die Reihenfolge falsch gemerkt, die Petrified Forest Road zweigt erst nach der CA-29 durch die Downtown ab und nicht bereits vorher. Ich finde sie schnell und nach ein paar Meilen aus dem Ort raus auf dieser hübschen Route ist auch rechts bald die Einfahrt. Leider ist das Tor noch verschlossen, denn es ist noch Viertel vor Zehn. Sie machen erst um Zehn auf. Ich fahre einfach noch ein paar Meilen auf dieser kurzweiligen Strasse weiter, bis über einen kleinen, knackigen Pass auf der Calistoga Road in Richtung Santa Rosa. Ich drehe wieder um und, als ich wieder beim Petrified Forest bin, ist auch das Tor offen. Diese Attraktion ist zwar in Privatbesitz, aber ansprechend aufbereitet und nicht in unangenehmer Weise kommerzialisiert. Die versteinerten Bäume sind ziemlich cool und auch gut präsentiert. Es sind auch eine ganze Menge davon da:
Ich lerne zum ersten Mal Manzanita Bäume mit ihrer abgefahrenen Rinde kennen, deren rote obere Schicht sich selbst schält und dann ist der Baum darunter grün.
Auf einem kurzen Wanderweg zu einer nicht übertrieben lohnenswerten Aussicht und einer auch nicht besonders spektakulären vulkanischen Formation begegne ich zwei Rehen so nah, das es mir fast wie Körperkontakt vorkommt. Ich fahre nach Calistoga zurück, durch die auch nicht schlechte, kleine Downtown und auf der CA-29 Richtung Clear Lake. Zunächst geht es auch über einen ziemlich kurvigen Pass, der ziemlich Spass macht. Selbst Gelegenheiten, langsame Amerikaner zu überholen, fehlen nicht. Auch als die Strasse wieder amerikanischer ist, bleibt es landschaftlich schön. Hinter dem Ort Clear Lake möchte ich den Anderson Marsh State Historic Park wegen des Marschlandes ansehen. Das ist aber nur an Wochenenden regulär geöffnet. Man könnte sich vielleicht zu Fuss reinschleichen, aber das möchte ich auch nicht. Ich fahre also weiter und beschliesse, einen Umweg zu machen, kurz an den Clear Lake und ein paar Meilen daran entlang zu fahren. Der ist ein ansehnlicher natürlicher See mit normalem Wasserstand und kein entleertes Reservoir. Ich drehe bald wieder um und fahre nach Williams, wo ich auf den I-5 treffe. Dabei komme ich zum ersten Mal auf diesem Trip durch ein ehemaliges Waldbrandgebiet: ein etwas bizarrer Anblick, wie zwischen den schwarzen toten Baumskeletten Gras und andere Pflanzen wieder spriessen.
In Williams halte ich die Augen offen nach einer Gelegenheit für ein schnelles Lunch, finde aber nichts, wie ich es mir vorstelle, und fahre daher noch einen Ort weit neben dem Interstate lang, aber da sehe ich auch nichts Passendes mehr. Also geht es einfach so auf den Interstate und ich freue mich gleich über das Speed Limit von 70 Meilen pro Stunde. Daher komme ich recht früh in Red Bluff an, wo ich plane zu übernachten. Eigentlich sieht es dort recht nett aus und es scheint auch alles da zu sein, was man sich von so einem Ort wünscht. Aber ich bin so früh dran, dass ich beschliesse, mein Glück zu versuchen und näher am Lassen National Park zu übernachten. Also gehe ich noch ein bisschen was einkaufen, dass die Brotzeit für die ganze Zeit im Nationalpark reicht. Dabei finde ich in dem mutmaßlichen Bio-Supermarkt überraschend für den Abend auch noch ein interessantes Craft-Beer: Kölsch Style. Und es gibt hier Kettle Popcorn. Neugierig wie ich bin, muss ich das kaufen, um es ausprobieren zu können. Dann muss ich noch Volltanken, auch wenn der Tank noch ein Viertel voll ist, denn ich will genug Benzin für die ganze Strecke vom nächsten Tag haben: Das ist der erste echte Kontakt mit den aktuellen Benzinpreisen und ich kann erstmals einschätzen, wie die Spritkosten ausfallen werden. Dann endlich geht's weiter auf der CA-39 Richtung Nationalpark. Auf dem zunächst sehr geraden, aber trotzdem schönen Highway ein grandioser Blick auf den Mount Shasta. Ich halte extra für Fotos auf freier Strecke an. Der Berg war schon lang vorher auf dem Interstate zu sehen, aber da habe ich die ganze Zeit gerätselt, ob es ein Berg oder nur eine Wolke ist, so irreal erschien es da: so weiss vom Schnee und den Gletschern. Kein Wunder, denn mit über 4300m Höhe ist er sehr viel höher als alles andere weit und breit und er ist damit aus großer Entfernung sichtbar. Er wird mich noch ein wenig begleiten.
Ich werde ein wenig unruhig, weil es fast keine Infrastruktur gibt, aber in Mineral, der letzten Siedlung vor dem Nationalpark ist wenigstens ein Laden/Restaurant/Motel. Ich bin immer noch früh dran und fahre weiter hoch in den Nationalpark. An der Entrance Station kaufe ich den Jahrespass "America the Beautiful", fahre kurz zum Visitor Center, das gleich zumacht, weil es inzwischen kurz vor 5 Uhr ist. Dann geht es noch zum ersten vulkanisch aktiven Bereich, der direkt an der Strasse liegt: Sulphur Works.
Dort sind eine vom Schwefeldampf blubbernde Schlammquelle, weitere Austritte des Schwefeldampfes und umfangreiche gelbe Schwefelablagerungen.
Danach fahre ich wieder runter nach Mineral und frage nach einem Zimmer. Es gibt noch eins, es nicht gerade billig, aber es ist mir immer noch lieber, als wieder zurück bis Red Bluff zu fahren. Ich werde sogar gewarnt, dass es weder Internet noch einen Fernseher gibt! Aber ein Kühlschrank ist drin, das ist gut für mein Bier! Dinner gibt es im zugehörigen Restaurant. Leider sind alle Tische auf der Terrasse besetzt, als ich komme, und ich muss drin sitzen. Dabei entdecke ich eine erfreulich umfangreiche Bierkarte. Logisch, dass ich gleich eins aussuche zu dem dann ganz ordentlichen Essen. Mit dem Bier vor dem Zimmer geniesse ich noch ein bisschen die laue Nacht und den Sternenhimmel, esse ein paar Kirschen dazu und probiere das Popcorn. Das ist mir aber zu weich, zu wenig knusprig, zu butterig, es ist einfach nicht meine Sache. Aber der Tag mit recht viel Fahrstrecke lief super und ich bin wie gewünscht ganz nah am Nationalpark!