San Francisco (II)

Travelblog für 23.07.2015

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Diesen Tag bin ich eigentlich völlig ungebunden. Ich will am Abend nirgendwo anders sein als in meinem Hotel und die Zeit dazwischen kann ich ohne Einschränkungen nutzen. Da auch die Lage meines Hotels wirklich hervorragend ist, nehme ich mir auch vor, alle meine Ziele zu Fuss zu erreichen. Es sind genügend Ziele nahe genug in Reichweite, so dass ich dafür eine grosse Auswahl habe.

Lombard Street
Lombard Street

Nach einem kleinen Frühstück, das ich mir vom Frühstücksbuffet mit auf das Zimmer nehme, gehe ich schon gegen halb neun los, die Columbus entlang in Richtung Nordwesten durch North Beach. Momentan ist es noch dunstig, aber etwas freundlicher als gestern. Mein Ziel ist die Lombard Street, das kleine Stück, in der sich eine Strasse in engen Serpentinen ein Stück den steilen Hang hinunter windet, dort wo eine Strasse sonst gerade verläuft. Das gibt es so nur einmal in San Francisco und anders als viele glauben, ist das untypisch. Typisch sind die steilen geraden Strassen, so wie auch diese in allen anderen Blocks ist. Dies hier ist freilich malerischer und wohl deswegen wollen meistens viele mit dem Auto hinunter fahren, wofür sie auf der anderen Seite des Hügels erst einmal eine Weile im Stau stehen. Das habe ich vor vielen Jahren bereits gemacht und fand es nicht besonders aufregend: Damals war eher wenig los und auf eine Viertelstunde im Stau am steilen Hang folgten die Serpentinen im Schritttempo, was aber auch nach drei Minuten vorbei war. Heute ist dort noch nicht besonders viel los, wohl auch weil es noch vor neun ist. Ich bin beim Aufstieg schon etwas ins Schwitzen gekommen, denn dieses spezielle Stück ist natürlich der oberste Block am Hügel. Nach ein paar Fotos gehe ich weiter, wieder abwärts auf die Cannery und den Aquatic Park zu.

Balclutha
Balclutha

Dort gehe ich zuerst einmal an den Strand vom Aquatic Park und mache Bilder der historischen Schiffe aus dieser Perspektive. Das wird wohl mein letzter Sandstrand auf dieser Reise sein. Die Schiffe gehören zum San Francisco Maritime National Historical Park, den ich mir im Anschluss ansehen möchte. Allerdings stehe ich da um Viertel nach Neun erst einmal vor verschlossenen Türen. Sowohl das Visitor Center als auch das Pier mit den Schiffen öffnen erst um halb zehn. Also drehe ich eine Runde durch die Souvenirläden der Cannery und auf der Jefferson St., diese sind nicht nur sehr zahlreich, sondern auch alle schon offen. Nach ein paar der Läden habe ich erst einmal genug und hole mir im inzwischen geöffneten Vistor Center die Parkbroschüre, dann stelle ich mich an der Kasse am Pier für den Zugang zu den Schiffen an. Wieder einmal reicht es, meinen America the Beautiful Pass zu präsentieren und ich bekomme den Sticker, der den Zugang erlaubt. Eine Reihe kleinerer historischer Boote machen am Pier fest und alle sind mit ihrer historischen Bedeutung auf Tafeln erläutert. Daneben sind die Balclutha, ein Segelschiff, das als Frachter genutzt wurde, die Hercules, ein historischer Schlepper und die Eureka, eine historische Fähre. Diese kann man alle betreten und besichtigen. Auf dem Frachtsegler ist auch der Laderaum der historischen Nutzung nachempfunden, was recht interessant ist. Die Technik des Schleppers und seine Einsatzgebiete werden an Bord dieses Schiffes aufgezeigt. Die Fähre zeigt auf dem Fahrzeugdeck auch historische Fahrzeuge, die sie transportiert haben könnte. Dabei handelt es sich um Strassenfahrzeuge, doch vor einem entsprechenden Umbau transportierte die Fähre zuerst Eisenbahnwaggons. Von der Fähre habe ich auch einen schönen Blick auf Alcatraz. Auf dem Pier selbst ist noch eine Schiffsbauwerkstatt für Holzarbeiten an den Ausstellungsobjekten und auf dem Trockenen steht auch ein historisches Hausboot. Es geht weiter, als all das ausreichend begutachtet ist.

Hercules
Hercules

Ich gehe die Jefferson. St. in Richtung Fisherman's Wharf und stoppe hin und wieder in einem Souvenirladen. Der Kernbereich von Fisherman's Wharf ist ein absolutes Touristenzentrum mit Restaurants und Fressbuden, Bootstouren, dem Wachsfigurenkabinett, einem U-Boot und einem weiteren Schiff, die sich gegen Gebühr besichtigen lassen, sowie der Arcade - The Mechanical Museum, wo der Eintritt frei ist. Dort befinden sich dicht an dicht viele historische Spielautomaten, die alle funktionsfähig sind. Da sind komische alte Geräte, solche, wie man sie auch heute noch auf Volksfesten findet, aber genauso auch Flipper, Airhockey und schon quasi historische Videospielautomaten. Anscheinend ist das eingeworfene Kleingeld genug Gebühr. Vor der Tür am Pier bei dem U-Boot habe ich erneut einen schönen Blick auf Alcatraz.

Alcatraz
Alcatraz

Von diesem Pier gehe ich am Ufer weiter zum Pier 39. Das wurde zu einem Einkaufszentrum ausgebaut, ausserdem sind dort immer auf Plattformen im Meer Seelöwen aus der Nähe zu beobachten. Auch da werfe ich einen Blick in den ein oder anderen Souvenirladen und natürlich schaue ich mir die Seelöwen genauer an. Hier ist man ihnen zwar näher als in den Sea Lion Caves, aber es hat auch eine unnatürliche, zirkusmässigere Anmutung.

Pier 39 Sea Lions
Pier 39 Sea Lions

Irgendwann reicht mir der touristische Trubel in dieser Gegend und ich laufe weiter zum Coit Tower. Das ist ein Turm auf dem nordöstlichsten Hügel der Halbinsel, von dem aus hat man eine grandiose Aussicht über die Stadt. Auf dem Weg gehe ich auch ein Stück die Lombard Street hinauf und aus der Ferne kann ich gut erkennen, dass es dort nicht mehr so ruhig zugeht wie am Morgen. Beim Aufstieg komme ich wieder ins Schwitzen, denn es hat inzwischen etwas aufgeklart und die Sonne scheint. Dazu kommt, dass die Strasse ganz schön steil ist, denn das Raster wird erst fast ganz oben am Hügel aufgegeben. Wenigstens weht ein angenehmer Wind, wenn man in Ost-West-Richtung unterwegs ist. Am Fuss des Turmes nutze ich das gerade recht schöne Wetter, um bei dieser Aussicht am Fuss des Turms einige Fotos in den verschiedensten Richtungen zu machen: Golden Gate Bridge, Alcatraz, Bay Bridge und Downtown mit dem Transamerica Building. Ich möchte auch auf den Turm hinauf, doch gebe ich das für den Moment auf, denn die Warteschlange windet sich einmal um die Basis und das dauert mir jetzt zu lange.

Coit Tower
Coit Tower

Lieber gehe ich kurz zurück ins Hotel, um mich schnell ein wenig frisch zu machen und ein erstandenes T-Shirt dort zu lassen. Auf dem Weg den Hügel hinab zum Hotel komme ich am Café Trieste vorbei, in dem ich in den Neunzigern einige Male sehr nett gefrühstückt habe. Diesmal habe ich ja ein kleines Frühstücksbuffet im Hotel, das mir reicht. Aber auch jetzt, wo die Lunchzeit langsam vorbei ist, ist das Café noch vollbesetzt. Dann trinke ich eben keinen schnellen Kaffee zwischendurch. Irgendwie schade, denn es war früher schon sehr nett da. Vom Hotel mache ich mich auf den Weg am Transamerica Building vorbei durch die Downtown in Richtung Hafen: der Port of San Francisco ist vor allem wegen der Personenfähren über die Bay immer sehr belebt, das zentrale Gebäude zwischen Downtown und Bay ist nun einmal das Ferry Building.

Port of San Francisco
Port of San Francisco

Hier hat man vom Pier aus einen wunderbaren Blick auf die Bay Bridge, die länger als die Golden Gate Bridge ist. Sie führt die I-80 von Downtown San Francisco zu Yerba Buena Island, durchstösst diese in einem Tunnel und geht dann über den Rest der Bay nach Oakland. Der erste Teil hinüber zur Insel ist besonders beeindruckend, aber nicht so rot wie die berühmtere Brücke, sondern nur grau.

Bay Bridge Panorama
Bay Bridge Panorama

Auf der Seite des Hafengebäudes, die der Downtown zugewandt ist, sind im gegenüberliegenden kleinen Park wieder einmal einige Obdachlose zu sehen. Bisher war es in San Francisco nicht so auffällig, aber vermutlich werden sie aus den Bereichen der Haupttouristenattraktionen vertrieben. Ich gehe die Market St. entlang bis zur 3rd St., der ich ein Stück folge. Dort überzeuge ich mich jetzt vor Ort davon, dass das MOMA SF, das Museum of Modern Art in San Francisco, derzeit wegen Ausbau geschlossen ist. Natürlich passiert so etwas genau, wenn ich komme. In einem Bogen durch die Yerba Buena Gardens gehe ich zurück auf die Market St., wo ich mich dann am Ende der Powell St. der Schlange an der Endhaltestelle der dortigen Cable Car Linie erfreue. Ich fotografiere die Aktion auf der Wendeplatte für die Cable Cars, dem turntable, und gehe die Powell St. bergauf. Das wird auch wieder recht steil, aber lohnend, denn bei der California St. ist eine Kreuzung der beiden Cable Car Linien und ich sehe, wie sich da zwei begegnen. Das ist hier eine spannende Sache, denn auf allen vier Seiten sind die Strassen sehr steil, nur die Kreuzung ist eben. Wenn ein Cable Car von Süden auf der Powell St. warten muss, dann muss sie das wegen der Steigung einen Block weiter unten tun.

Cable Car Crossing
Cable Car Crossing

Ich folge der Linie weiter bis zum Cable Car Barn and Museum. Dabei handelt es sich um den Betriebshof aller vier noch existierenden Cable Car Linien (von ehemals maximal 22!) mit einem sehr interessanten Museumsbereich und der Eintritt ist dort frei. Hier sind die Motoren, die alle Stahlseile antreiben und im Keller kann man die ersten Umlenkräder sehen. Am Ende der Maschinenhalle sind die Gegenräder, die unterschiedlich weit nach hinten geschoben werden, um - je nach Betriebsdauer des Stahlseils - eine konstante Spannung auf dem Seil halten zu können.

Cable Car Barn and Museum
Cable Car Barn and Museum

Das ist ein wirklich sehenswertes Ziel, auch wenn die Wartezeiten oder der Preis einen von der Fahrt mit dem Cable Car abhalten. Schliesslich ist das heute eine reine Touristenattraktion. Nach diesem erfreulich kurzweiligen Programmpunkt gehe ich in einem Bogen wieder in Richtung meines Hotels. Es ist weiterhin wie seit meinem Besuch beim Coit Tower richtig sonnig. Ich beschliesse es jetzt am Nachmittag noch einmal am Coit Tower zu versuchen und gehe in einem Bogen von Süden hinauf. Das ist wieder einmal ein wenig anstrengend. Die Aussicht ist noch etwas klarer und sonniger als schon mittags und ich mache noch ein paar Fotos, besonders der Blick auf die Golden Gate Bridge ist noch besser als zuvor. Doch die Schlange, um hinauf zu kommen, ist auch noch länger als vorher, diesmal reicht sie ein ganzes Stück heraus fast bis auf den Parkplatz.

Golden Gate Bridge in the Sun
Golden Gate Bridge in the Sun

Daher gehe ich dann doch mit ein paar kleineren Fotostopps, wieder am Café Trieste vorbei, in das Hotel zurück und mache dort den Online-Checkin für meinen Rückflug am nächsten Tag. Es ist ein bisschen kompliziert, einen Ausdruck der Boarding Pässe zu bekommen, aber an einen Airline-PC-Terminal in der Hotelhalle klappt es doch. Endlich am Zimmer bin ich froh, aus den Schuhen heraus zu kommen, bin ich doch an diesem Tag über 20km komplett auf Bürgersteigen aus Beton gelaufen.

Transamerica Building
Transamerica Building

Wieder gehe ich ein ganzes Stück nach sechs zum Abendessen, in ein italienisches Restaurant gegenüber der Stinking Rose. Es heisst inzwischen anders als früher, aber in genau dem Laden war ich schon früher öfters. Damals hiess es noch Steps of Rome und bei praktisch jedem Besuch über fast zehn Jahre hinweg war da eine Kellnerin, die stets spontan das Singen anfing. Das hatte einigen Charme. Diese Zeiten sind jedoch lange vorbei, aber auch unter dem neuen Namen hat es hervorragende Pizza - nach italienischen Standards! Ich habe sogar noch Lust auf ein Dessert danach und gönne mir eine sehr leckere Panna Cotta. Als ich mich nach dem Essen auf der Strasse umsehe, sagt mir heute keine der Bars in der Nähe wirklich zu und ich verzichte auf einen Barbesuch. Das ist auch nicht verkehrt so, denn ich muss mein Gepäck noch so weit als möglich für die Rückreise fertig machen. Für den nächsten Morgen um Viertel vor acht ist das Airport Shuttle bestellt.


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